Donnerstag, 14. April 2011

Do not stack

Zu den ersten zeitraubenden Prozessen meines Tages zählt häufig die Wahl eines T-Shirts. Natürlich nur, wenn ich mir die Mühe nicht bereits am Vorabend gemacht habe. Aber darum geht's jetzt gar nicht.

Ein Auswahlkriterium unter Vielen ist der Anspruch, die T-Shirts mehr oder weniger gleichverteilt auszuwählen. Wäre dies das einzige Auswahlkriterium, würde ich also immer genau das T-Shirt aus dem Schrank nehmen, das ich am längsten nicht mehr getragen habe. Das soll zum einen für ein abwechslungsreiches Äußeres meiner Person und zum anderen für eine gleichmäßige Abnutzung der Kleidungsstücke sorgen.

Gerade der letzte Aspekt ist z.B. auch für Teller interessant. Stellen wir uns mal folgendes, völlig konstruiertes Gespräch vor:
"[Partneranrede], wir müssen zu [Tellergeschäft]! Die Hälfte unserer Teller ist total abgenutzt."
"Dann lass uns doch die andere Hälfte benutzen!"
"Und was ist, wenn Gäste kommen?"
Tja. Rumsbums steht man bei [Tellergeschäft] und fragt sich, wie das passieren konnte. Ich sage nur "gleichmäßige Abnutzung", liebe Freunde des Sofas. Hätte man nämlich für eine gleichmäßige Abnutzung der Teller gesorgt, hätte es in unserem Beispiel doppelt so lange gedauert, bis der gästefähige Abnutzungsgrenzwert für zu viele Teller überschritten wäre. Andersrum formuliert: Die durch Tellerabnutzung verursachten Besuche bei [Tellergeschäft] hätten halbiert werden können!

So. Das war das. Kommen wir nun mal zum Titel dieses Beitrags. Während meiner zweimonatigen Aushilfstätigkeit bei einem großen Werkzeughersteller und Zulieferer im Automobilbereich fielen mir ein Schild mit den Worten "Do not stack" auf. Ich war von dem Schild etwas verwirrt, da es an einer Wand angebracht war, vor der diverse Dinge gestapelt waren. Was soll auch an Stapeln und am Stapeln schon so schlimmes dran sein?

Aus Gründen der Platzeinsparung und der Gravitation stapelt man T-Shirts, Teller und weitere Stapelware sinnvollerweise. Das Problem bei Stapeln ist (im Kontext dieses Beitrags) nur, dass man zuerst die Dinge entnimmt, die man zuletzt hinzugefügt hat. Gespülter Teller drauf, Teller runter. Die unteren Teller bleiben im Schrank.

Also Teller und T-Shirts für eine gleichmäßige Abnutzung immer schön unter'm Stapel rauspulen? Natürlich nicht! Die Entnahme von unten dauert ja viel länger als die Entnahme von oben. Und entnommen wird häufiger als hinzugefügt (T-Shirt raus, T-Shirt raus, T-Shirt raus, 3 gewaschene T-Shirts rein). Daher ist es für eine gleichmäßige Abnutzung sinnvoll, Stapel von unten zu befüllen. Wenn man das tut, verwandelt man seine Stapel in... Schlangen!

Ein positiver Nebeneffekt von Schlangen im Stapelspelz ist, dass die ignoranten Deppen, die die Schlangen für Stapel halten, diese bei der Entnahme unwissentlich korrekt benutzen. Ein weiterer toller Effekt für Bügelmuffel ist die Plättung frisch gewaschener T-Shirts durch die älteren Schlangenbewohner.

Also: Do not stack! Queue!

2 Kommentare:

  1. Das ist mal was Sinnvolles, was gleich ausprobiert werden muss. Sobald ich mal wieder T-Shirts aus dem Schrank nehme, anstatt direkt aus dem Trockner :-)

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  2. Oh Mann, Lars, komm bloß nicht auf die Idee ein ähnliches In-Den-Schrank-Räum-Verfahren bei meinen Klamotten zu etablieren. Ich ziehe nämlich gern meine Lieblingsklamotten zuerst an, anstatt das am seltensten getragene...

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