Sonntag, 15. Mai 2011

Gewinner gibt ab

Zu meiner Sturm- und Drangzeit habe ich mit meinen Kumpels häufig gemeyert bzw. - wie wir es nannten - Mäxchen gespielt. Das ist ein lustiges Würfelspiel, bei dem man einen Würfelbecher mit zwei Würfeln im Kreis herum gibt. Beim Weitergeben muss man dem nachfolgenden Spieler eine Punktzahl nennen, die höher ist, als die der letzten Weitergabe. Der Haken ist, dass die genannte Punktzahl höchstens soviel wert sein darf, wie die von den Würfeln angezeigte Punktzahl. Der Spieler, der an der Reihe ist, würfelt und schaut sich das Ergebnis verdeckt an. Der nachfolgende Spieler darf den Würfelbecher seines Vordermannes aufdecken, falls er glaubt, dass dessen Behauptung nicht durch die Würfel untermauert wird. Ist der Würfelwert zu niedrig, wird der Lügner bestraft, ansonsten wird der Skeptiker bestraft.

Die Strafe hatte dann immer irgendwas mit einem Glas voll Alkohol zu tun. Sonderlich kreativ waren wir nicht: es musste stets "einfach" nur auf ex ausgetrunken werden. Die Kunst lag bei diesem Spiel darin, geschickt zu bluffen. Man kann sich vorstellen, dass häufiges Verlieren die Sache nicht unbedingt einfacher machte...

Was bei einem... ja... Trinkspiel noch einen "Sinn" ergibt, ist bei anderen Spielen eigentlich eher kontraproduktiv: Die Fertigkeit, ein Spiel gut zu spielen, sollte unter den Spielern einer Spielgruppe möglichst nicht polarisieren. Sonst hat man nach einiger Zeit ein paar gute Spieler ohne Gegner und ein paar frustrierte schlechte Spieler. Keiner hat mehr richtig Lust, das Spiel zu spielen.

Interessanter ist ein Spiel, wenn alle Spieler "in einer Liga" spielen. Jeder hat die Chance, mal für eine Weile auf dem Thron zu sitzen, während die anderen durch die schaffbare Herausforderung angetrieben werden, den Thron zu erobern.

Bei den meisten Spielen wird man besser, indem man spielt. Daher sollte man den jeweils schlechteren Spielern die Möglichkeit geben, öfter zu spielen. Ist das Spiel von einer Ressource abhängig, sodass nie alle Spieler einer Spielgruppe gleichzeitig spielen können, kann man einen einfachen Regelkreis anwenden, um die Fähigkeiten der Spieler auf einem ähnlichen Niveau zu halten:

Ohne Beschränkung der Allgemeinheit sei zu jeder Zeit genau ein Spiel zwischen zwei Spielern oder zwei Spielergruppen möglich. Dann sollte bei jedem Folgespiel der Verlierer oder die Verlierergruppe des letzten Spiels gegen den oder die Spieler antreten, die am längsten nicht gespielt haben. So kommt jeder mal dran und die jeweils schlechtesten können viel üben.

Führt das dazu, mit Absicht zu verlieren, um öfter spielen zu können? Vermutlich nur bei denen, die ohnehin gerne verlieren... :)

Dieses Prinzip haben wir erfolgreich angewandt, als wir in einer WG mit viel "Durchgangsverkehr" öfters ein Prügelspiel auf der Konsole gespielt haben. Der Gewinner hat den Controller immer an den weitergegeben, der am längsten zuschauen musste. War jemand Neues dabei, blieb der Controller eine Weile bei ihm hängen. Die besseren Spieler konnten ihr Können vorführen und den Neuling flott zusammenlatten. Mit den etwas ungeübteren Spielern entstanden längere Kämpfe, bis sich der Neuling zu ihnen hochgekämpft hatte. Da hatten wir echt lange was von!

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